Dieser Sommer lässt die Natur nach Wasser japsen

Bäume, Weizen, Mais, Insekten oder Wildtiere eint ein Problem: Sie haben Durst, viel Durst. Denn seit Wochen hat es nicht mehr richtig geregnet. Für die Dormagener Landwirte hat das schon ernste Folgen bei der Ernte.Manche Songtexte bergen einfach viel Wahrheit in sich, so auch dieser Refrain aus einem Lied der Bläck Fööss: „Oh, leever Jott, jev uns Wasser, denn janz Kölle hät Doosch.“ Der „leeve Jott“ hat sich, was das Wasser angeht, sehr rar gemacht. Das freut viele, denn so einen Topsommer hatten wir schon lange nicht mehr. Temperaturen wie im Süden lassen die Herzen von Sonnenanbetern höher schlagen. Die Blumen allerdings lassen die Köpfe fast verzweifelt hängen, die Bäume schmeißen ihre Rinden fort. So zum Beispiel die Platanen am Willi-Brandt-Platz. Das hat aber nichts mit dem Mangel an Wasser zu tun, vielmehr sind diese Bäume in diesem Jahr sehr gut gewachsen und die Rinde ist quasi zu klein geworden. Anders sieht es bei den rund 7.000 Straßenbäumen sowie den 15.000 Bäumen auf städtischen Grünflächen in Dormagen aus. Sie haben Durst. „Die gegen Trockenheit besonders empfindlichen Jungbäume werden deshalb täglich von den Technischen Betrieben Dormagen gewässert. Meistens erholen sich Bäume bei einer anschließenden feuchteren Wetterlage wieder“, erklärt Stadtpressesprecher Max Laufer. Doch Regen scheint noch in weiter Ferne. Daher hilft jeder Liter Wasser. „Da es nicht möglich ist, alle Bäume im Stadtgebiet täglich zu wässern, können die Bürger mithelfen: Zum Beispiel, indem der Baum vor der eigenen Haustür mit Wasser versorgt wird“, so Laufer weiter. Durch die Trockenheit hat auch eine Baumsorte in den heimischen Wäldern Stress, wie Revierförster Theo Peters erklärt: „Bei den Birken sieht man das besonders gut, sie verlieren ihre Blätter. Das ist verfrühter Laubabfall. Damit schützt sich der Baum und kann die Nährsubstanz in den Stamm zurückholen.“ Für Waldbesucher hat die Trockenheit auch Folgen. „Die Bremsen und Zecken lieben das Wetter und sind daher in diesem Jahr vermehrt vorhanden“, weiß Peters.
Die Mitarbeiter im Tannenbusch müssen derzeit Schwerstarbeit leisten. „Durch die Hitze verdunstet das Wasser in den Behältern schneller, so dass die Mitarbeiter öfters nachfüllen müssen“, erklärt Marc Pellekoorne, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) Dormagen, die auch
für die Tiere dort verantwortlich ist. Gepflegt werden sie aber von den Mitarbeitern der SVGD (Stadtbad- und Verkehrsgesellschaft Dormagen mbH). So wollen Greifvögel beispielsweise täglich ein Bad nehmen. Auch für Bienen und Co. ist es zum Teil schwierig an Wasser zu gelangen. Daher hilft im Garten oder Balkon ein mit Wasser und Murmeln gefülltes flaches Gefäß. Bienen können sich dort dann sorglos niederlassen und trinken. Wie einfach manchmal Hilfe sein kann, zeigt das Beispiel von Getraud B. aus Rheinfeld: „Jeden Abend habe ich Besuch von einem Igel, der den von mir aufgestellten Wassernapf auf der Wiese rege nutzt. Auch die Vögel und Eichhörnchen trinken täglich an der Wasserquelle. Im Übrigen füttere ich auch die Vögel. Die haben immer Hunger.“
Für die Landwirte ist das Wetter eine Katastrophe, wie Bauer Willi Feiser aus Broich zu berichten weiß: „Zurzeit ist die Verdunstung dreimal so hoch wie normal. Wir haben jetzt schon ein 50 prozentiges Defizit an Wassermenge. Das wirkt sich auf den Ackerbau aus.“ Demnach hat es den Weizen am heftigsten getroffen. Der wird normalerweise erst ab Mitte August geerntet. Doch die meisten Bauern haben den Weizen bereits zu Strohballen gepresst. „Wir rechnen mit 30 Prozent
weniger Ertrag bei Weizen“, so Feiser weiter. Auch für die Erdbeeren sei das Wetter zu heiß. „Wir müssen die Früchte jetzt jeden Tag wässern.“ Der super Sommer könnte aber noch weitere Folgen haben. Die Trockenheit hat auch die Böden ausgedörrt. Daher bittet die Stadt Dormagen Bürger um Achtsamkeit. „Bei anhaltender Hitze kann eine Glasscherbe oder eine weggeworfene Zigarette ein Feuer auslösen – es besteht also insbesondere in der Natur erhöhte Brandgefahr“, erklärt Laufer. Gefährlich wird es auch für Autos, die über trockenem Gras abgestellt werden. Der heiße Katalysator könnte es entzünden. Und last but not least: Die anhaltende Hitze macht gerade älteren Menschen zu schaffen. Nicht selten, dass sie im Krankenhaus landen, weil sie einfach viel zu wenig getrunken haben. Also, viel trinken! Das gilt im Übrigen auch für Kinder und chronisch Kranke. -Andrea Lemke

Der Mais sieht an vielen Stellen schon arg verkümmert aus. Auch ihm ist es zu heiß. Foto: Andrea Lemke